GESUNDHEIT

Digitale Unterstützung für Eltern: Dresdner App hilft beim Verstehen von Frühgeborenen

Eltern von Frühgeborenen stehen oft vor großen Herausforderungen. Die Kleinen können ihre Bedürfnisse noch nicht klar äußern – viele Signale sind schwer zu deuten. Ein neues digitales Angebot aus Dresden will das ändern: Eine App mit begleitendem Onlinekurs unterstützt Mütter und Väter dabei, ihr Kind besser zu verstehen.

Wenn Babys kaum zeigen können, was sie brauchen

In Deutschland kommt etwa jedes zehnte Kind vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Diese Frühgeborenen müssen meist noch mehrere Wochen stationär betreut werden. Sie sind besonders empfindlich, und grundlegende Fähigkeiten – etwa Temperaturregulation oder gezielter Stimmgebrauch – sind oft noch nicht entwickelt.

Gerade in dieser sensiblen Phase fühlen sich viele Eltern verunsichert. Wie erkenne ich, ob mein Baby überfordert ist? Wie kann ich helfen, wenn es sich unwohl fühlt? Um hier zu unterstützen, hat ein interdisziplinäres Team am Universitätsklinikum Dresden eine App und einen digitalen Elternkurs entwickelt.

Signale verstehen, richtig reagieren

„Frühchen kommunizieren über Mimik, Gestik und Körperhaltung – aber viele dieser Zeichen sind für Eltern anfangs schwer zu deuten“, erklärt Psychologin Josephin Jahnke. So könne etwa ein ausgestreckter Arm einem Stoppzeichen ähneln – ein Hinweis auf Stress.

Die App NeoDiary, die sowohl als Webanwendung als auch für iOS und Android verfügbar ist, vermittelt anhand von Lehrvideos praxisnahes Wissen: Eltern lernen zum Beispiel, an der Hautfarbe oder Körperhaltung abzulesen, ob ihr Kind friert, sich wohlfühlt oder beruhigt werden sollte.

Konkrete Hilfestellung im Alltag

Darüber hinaus bietet die App konkrete Reaktionsempfehlungen. So kann etwa eine beruhigende Hand auf dem Bauch des Kindes Sicherheit vermitteln. Die Inhalte basieren auf dem bewährten Feinfühligkeitstraining, das das Dresdner Uniklinikum bereits seit 2012 anbietet – nun in digitaler Form.

„Mit dem Kurs stärken wir die elterliche Intuition und geben Sicherheit im oft fordernden Klinikalltag“, sagt Mario Rüdiger, Leiter des Zentrums für feto-/neonatale Gesundheit.

Tagebuchfunktion als emotionaler Anker

Ein weiteres Element der App ist ein digitales Tagebuch, in dem Eltern persönliche Eindrücke, Fotos und Entwicklungen ihres Kindes festhalten können. Gerade bei längeren Klinikaufenthalten bietet es eine Möglichkeit, Fortschritte sichtbar zu machen – und emotionale Entlastung zu schaffen.

Auch außerhalb von Dresden nutzbar

Entstanden ist das digitale Angebot nicht zuletzt im Zuge der Coronapandemie, als persönliche Treffen eingeschränkt waren. Eine begleitende Studie belegt bereits positive Effekte: Eltern fühlen sich nach dem Kurs besser informiert und sicherer im Umgang mit ihrem Kind.

Die App steht inzwischen bundesweit zur Verfügung – und ermöglicht so auch Familien außerhalb von Dresden einen niedrigschwelligen Zugang zu Fachwissen und Begleitung.