Lee Jae Myung gewinnt Präsidentschaftswahl in Südkorea – Kurswechsel in Sicht
Südkorea hat einen neuen Präsidenten: Der linke Politiker Lee Jae Myung geht als Sieger aus der vorgezogenen Präsidentschaftswahl hervor. Nach der Stimmenauszählung liegt er deutlich vor seinem konservativen Herausforderer Kim Moon Soo, der seine Niederlage inzwischen eingestanden hat. Mit dieser Entscheidung setzen die Wähler ein klares Zeichen für politischen Wandel in einem krisengeprägten Land.
Klare Mehrheit für Lee Jae Myung
Nach Auszählung von rund 88 Prozent der Stimmen liegt Lee Jae Myung mit 48,4 Prozent deutlich vor dem Konservativen Kim, der auf 42,8 Prozent kommt. Die Wahlbeteiligung lag mit 79,4 Prozent außergewöhnlich hoch, was das große öffentliche Interesse an der Neuausrichtung der südkoreanischen Politik unterstreicht.
Die Wahl wurde nötig, nachdem der bisherige Präsident Yoon Suk Yeol infolge eines politischen Skandals des Amtes enthoben worden war. Seine Entscheidung, kurzzeitig das Kriegsrecht zu verhängen, hatte das Land in eine monatelange Staatskrise gestürzt.
Politischer Neuanfang und internationale Ausrichtung
Lee Jae Myung verspricht einen grundlegenden Kurswechsel in der Außen- und Innenpolitik. Der neue Präsident setzt sich für diplomatische Entspannung mit Nordkorea ein und befürwortet eine Annäherung an China. Zugleich möchte er Südkorea im Bereich künstliche Intelligenz und erneuerbare Energien stärker positionieren. Diese Zukunftsinvestitionen sollen das Land unabhängiger machen und langfristig ökonomisch stärken.
Innenpolitisch kündigt Lee umfassende Reformen an – insbesondere zugunsten der Arbeitnehmerrechte und des sozialen Ausgleichs.
Vom Fabrikarbeiter zum Präsidenten
Lee Jae Myung gilt als klassischer sozialer Aufsteiger. In bitterer Armut geboren, arbeitete er bereits als Jugendlicher in Fabriken, um seine Familie zu unterstützen. Dabei erlitt er mehrere Arbeitsunfälle, unter anderem eine Handgelenksverletzung, die ihn dauerhaft beeinträchtigt.
Trotz dieser schwierigen Umstände wurde Lee später Menschenrechtsanwalt und machte sich mit seinem Engagement für soziale Gerechtigkeit einen Namen. Als Gouverneur der Provinz Gyeonggi setzte er zahlreiche sozialpolitische Initiativen um und baute damit seine Popularität im linken Spektrum aus.
Herausforderungen für den neuen Präsidenten
Trotz des Wahlsiegs steht Lee Jae Myung vor komplexen Aufgaben. Die südkoreanische Wirtschaft schrumpfte zuletzt – im ersten Quartal 2025 fiel das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent. Hinzu kommt der zunehmende internationale Druck, etwa durch mögliche neue Handelszölle der USA. Auch innenpolitisch ist das Land stark polarisiert: Ideologische Gräben trennen die Bevölkerung nach Generationen, Weltanschauungen und Geschlechtern.
Nicht zuletzt muss sich Lee weiter mit dem Erbe seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Ein fast abgeschlossenes Verfahren wegen mutmaßlicher Wahlrechtsverstöße hatte seine Kandidatur gefährdet.