KlimaTechonologie

Klimaneutral fliegen bis 2050 – Vision oder Illusion?

Die Zahl der Flugreisen steigt kontinuierlich. Prognosen zufolge nimmt der weltweite Luftverkehr jährlich um rund drei Prozent zu. Gleichzeitig verfolgt die Luftfahrtbranche ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2050 soll klimaneutrales Fliegen möglich sein. Doch wie realistisch ist dieses Vorhaben angesichts wachsender Fluggastzahlen, hoher Emissionen und technischer Hürden?


Fliegen bleibt beliebt – trotz Klimakrise

Egal ob Kurztrip, Fernreise oder Geschäftstermin – für viele ist das Flugzeug nach wie vor das Verkehrsmittel der Wahl. Von Flugscham ist wenig zu spüren. Dabei verursacht der Flugverkehr bereits heute etwa 2,5 bis 3,5 Prozent der globalen CO₂-Emissionen. Werden weitere Klimafaktoren wie Kondensstreifen und Stickoxide mit einberechnet, liegt der tatsächliche Klimaeinfluss der Luftfahrt sogar bei bis zu 5 Prozent – mehr als Deutschland als Ganzes in einem Jahr ausstößt.


Flugzeugboom trotz Klimadebatte

Die Flugzeughersteller Airbus und Boeing verzeichnen derzeit einen massiven Auftragsanstieg: Gemeinsam zählen sie rund 12.000 neue Bestellungen. Das steht im deutlichen Kontrast zur Klimadiskussion und wirft Fragen auf: Wie lässt sich dieser Boom mit den globalen Klimazielen in Einklang bringen?

Ein Blick auf die Verbrauchswerte zeigt das Dilemma: Moderne Flugzeuge verbrauchen im Schnitt 3,6 Liter Kerosin pro Passagier auf 100 Kilometer – allerdings nur bei optimaler Auslastung. Ein typischer Flug von Düsseldorf nach Mallorca (1343 km) verursacht für jeden Fluggast knapp 50 Liter Kerosinverbrauch. Ein vollbesetzter Jet kommt so auf über 7.500 Liter Kraftstoff – mit fast 40 Tonnen CO₂-Ausstoß pro Strecke.


Lange Lebensdauer verlangsamt Wandel

Ein weiteres Problem: Flugzeuge bleiben oft 25 bis 30 Jahre im Einsatz. Viele aktuelle Neubestellungen werden daher noch weit in die 2050er-Jahre hineinfliegen. Der Austausch durch effizientere Modelle erfolgt nur langsam. Dadurch bleibt der Kerosinverbrauch vieler Maschinen hoch – mit entsprechendem CO₂-Fußabdruck.


SAF – Hoffnungsträger oder Etikettenschwindel?

Die Branche setzt große Hoffnungen auf SAF (Sustainable Aviation Fuel) – also nachhaltige Flugkraftstoffe. Laut der International Air Transport Association (IATA) ist SAF der Schlüssel zur Klimaneutralität bis 2050. Doch Kritiker:innen bleiben skeptisch. Cait Hewitt vom britischen Umweltverband AEF betont: „Beim Verbrennen von SAF entsteht genauso viel CO₂ wie bei herkömmlichem Kerosin.“

Zwar kann SAF unter bestimmten Bedingungen bilanziell klimaneutral sein – etwa wenn es aus Abfällen oder CO₂-neutralen Quellen hergestellt wird. Doch Produktion, Verfügbarkeit und Skalierbarkeit sind noch stark eingeschränkt. Bislang deckt SAF weniger als 0,1 Prozent des globalen Kerosinbedarfs.


Klimaneutrales Fliegen – ein weiter Weg

Ob der Flugverkehr bis 2050 tatsächlich emissionsfrei sein kann, bleibt ungewiss. Fortschritte in der Technologie, alternative Antriebe, synthetische Kraftstoffe und verbesserte Effizienz könnten die Branche näher an das Ziel bringen. Doch ohne strukturelle Veränderungen – etwa weniger Flüge, klare Regulierung und faire CO₂-Bepreisung – dürfte klimaneutrales Fliegen ein ambitionierter Traum bleiben.