WIRTSCHAFT

Ölpreis fällt deutlich – Benzin in der Schweiz so günstig wie zuletzt vor vier Jahren

Die Preise für Benzin und Diesel in der Schweiz sind im Mai deutlich gesunken. Grund dafür ist ein starker Rückgang des Ölpreises, beeinflusst durch globale Marktveränderungen und politische Eingriffe. Autofahrerinnen und Autofahrer profitieren nun von den niedrigsten Treibstoffpreisen seit vier Jahren.

Donald Trumps Wirtschaftspolitik beeinflusst Ölpreis und Dollar

Seit Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump verzeichnete der Ölmarkt deutliche Preisbewegungen. Die US-Wirtschaftspolitik zielt unter anderem darauf ab, den US-Dollar zu schwächen – ein Faktor, der den Ölpreis beeinflusst, da Rohöl in Dollar gehandelt wird. Zudem übte Trump massiven Druck auf die erdölfördernden Staaten (Opec) aus, die Fördermengen zu erhöhen, um das Angebot zu vergrößern und so die Preise weiter zu senken.

Nachfrage bleibt stabil – Angebot wächst deutlich

Ein zentrales Element für den Preisverfall ist die gesteigerte Fördermenge. Die Opec-Staaten wie Saudi-Arabien, Iran, Kuwait und Venezuela sowie Partnerländer wie Russland, Mexiko und Oman haben ihre Ölproduktion kontinuierlich ausgebaut. Im Juli ist ein weiterer Anstieg um 411’000 Barrel pro Tag geplant. Diese Entwicklung führt zu sinkenden Einkaufspreisen für Raffinerien und damit zu günstigeren Treibstoffkosten für Konsumenten.

Benzinpreise in der Schweiz auf Tiefststand seit 2019

Wie der Touring Club Schweiz (TCS) mitteilt, kostet ein Liter Bleifrei 95 aktuell 1.68 Franken – ein Rückgang um 8 Rappen gegenüber Februar. Auch Bleifrei 98 und Diesel sind günstiger geworden. Damit liegen die Preise erstmals seit vier Jahren wieder unter 1.70 Franken für Bleifrei 95 und unter 1.80 Franken für Diesel. Der TCS-Experte Erich Schwizer bestätigt: Solch niedrige Preise gab es zuletzt im Jahr 2019.

Dollarkurs trägt zur Verbilligung bei

Ein weiterer Preisfaktor ist der Wechselkurs. Ein schwächerer Dollar wirkt sich positiv auf die Benzinpreise in der Schweiz aus. Laut Schwizer führt eine Dollarveränderung von zwei bis drei Rappen zu einer Preisanpassung von etwa einem Rappen pro Liter. Neben dem Dollarkurs spielen auch Transportkosten, insbesondere die Rheinschifffahrt, eine Rolle bei der Preisgestaltung.

Rheinfrachten sinken – Verzögerte Preisanpassung an den Zapfsäulen

Marktführer Volenergy verweist auf einen starken Rückgang der Rheinfrachten: Innerhalb von drei Wochen sanken die Transportkosten von 120 auf 68 Franken pro Tonne. Diese Entwicklung wirkt sich mit Verzögerung auf die Endverbraucherpreise aus. Viele Tankstellenbetreiber haben langfristige Verträge mit Lieferanten, wodurch Preissenkungen zeitversetzt weitergegeben werden.

Regionale Unterschiede bei den Tankstellenpreisen

Die Preisentwicklung fällt regional unterschiedlich aus. In stark umkämpften Märkten wie St. Gallen oder Bern-Ostermundigen mit neuen Discounter-Tankstellen sind die Preise deutlicher gefallen als etwa an Autobahntankstellen oder in den Regionen Zürich und Zug, wo weniger Wettbewerb herrscht.

Was den Benzinpreis wieder steigen lassen könnte

Trotz der derzeit günstigen Lage warnt der TCS vor möglichen Preissteigerungen. Unterbrechungen in der Versorgungskette – etwa durch Streiks, Pannen, Umweltkatastrophen oder geopolitische Konflikte – könnten den Benzinpreis wieder nach oben treiben. Auch technische Probleme in Raffinerien oder Transportwegen wie Pipelines können kurzfristig zu Engpässen führen.


Die aktuellen Entwicklungen am Ölmarkt bieten Schweizer Autofahrern kurzfristige Entlastung an der Zapfsäule. Dennoch bleibt der Benzinpreis volatil und von zahlreichen globalen Faktoren abhängig. Wer günstiger tanken möchte, sollte regionale Preisvergleiche nutzen und die weitere Marktlage im Blick behalten.